Katholisch.at, 25.10.2019
Amazonien-Synode ringt lange um strittige Punkte
Seit drei Wochen debattieren in Rom rund 200 Bischöfe und Ordensleute sowie Ureinwohner und Umwelt-Aktivisten über neue Wege der Kirche am Amazonas. Bis zuletzt ist vieles umstritten - Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel
Bischof Erwin Kräutler ist in diesen Tagen eine Schlüsselfigur der Amazonien-Synode in Rom. Er predigt seit Jahrzehnten, dass die Kirche die Indigenen und ihren Lebensraum nicht nur gegen Goldsucher und internationale Konzerne verteidigen müsse, sondern dass sie auch von ihnen lernen könne. Das viel diskutierte Gemisch von "amazonischem" und katholischem Denken und Beten hat der aus Österreich stammende Träger des Alternativen Nobelpreises schon lange gefordert und gefördert. Bei ihm fließen ökologische Politik und Theologie, Respekt für die anderen Geschöpfe und naturreligiöses Denken auf neue Weise ineinander. Katholische Traditionalisten sehen das als Gefahr für den reinen Glauben, andere halten es für die Zukunftsoption der Kirche im Zeitalter der globalen ökologischen Krise.
Kräutler (80) hat mehr als drei Jahrzehnte die riesige Urwald-Prälatur Xingu geleitet. Als Vizepräsident des internationalen Amazonas-Netzwerkes "Repam" hatte er seit 2015 entscheidenden Einfluss auf die Vorbereitung der Synode, die an diesem Wochenende zu Ende geht. Als Kräutler sich wenige Tage vor Abschluss der Versammlung kritisch über die vorläufigen Inhalte des geplanten Schluss-Dokuments äußerte, war das ein Alarmsignal. Denn Kräutlers Stimme hat auch deshalb Gewicht, weil er zu den von Papst Franziskus geschätzten Ko-Autoren der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" zählt.
Mit seiner Kritik bezog sich Kräutler auf einen 36 Seiten umfassenden Text, den der brasilianische Kardinal Claudio Hummes der Generalversammlung zu Beginn der letzten Synodenwoche vorstellte. Dieses Papier enthielt, so mutmaßten die Kritiker, zu viele von der vatikanischen Kurie vorgefertigte Passagen. "Der Text spiegelte bei weitem nicht das wider, was wir diskutiert haben", merkten Teilnehmer empört an.
Für kurze Zeit stand die Drohung im Raum, die Synodenversammlung könnte die Abstimmung über das Papier aus Protest verweigern, doch dann setzte sich der Vorschlag durch, es mit Korrekturen und Ergänzungen zu versuchen. Mehrere hundert Änderungsvorschläge gingen ein. Aus dem Potpourri der Themen ragen drei besonders heraus.
Auf dem Gebiet der Ökologie gab es zwar Konsens bei der Forderung nach einer aktiveren Rolle der Kirche, doch war umstritten, wie politisch sie sein solle - etwa bei Aktionen gegen demokratisch gewählte Regierungen. Ein weiteres Thema war die Rolle der Frau in der Kirche - und insbesondere die Frage, wie neue weibliche "Dienstämter" aussehen könnten. Von einem stärkeren Mitspracherecht in der Gemeindeleitung über ein Diakoninnenamt bis hin zu ordinierten weiblichen Gemeindeleiterinnen reicht der Bogen dessen, was diskutiert wurde.
Daneben kam die Idee eines "amazonisch-katholischen Ritus" zur Sprache. Unklar war, ob dieser Vorschlag über die Anerkennung besonderer ritueller Ausdrucksformen hinaus auch kirchenrechtliche Konsequenzen haben sollte: Etwa indem ein eigener "Ritus" anlog zu dem der Ukrainer, Maroniten und anderer Regionalkirchen geschaffen würde. Deren Bischöfe pflegen nicht nur eigene liturgische Traditionen, sie dürfen auch eine gewisse kirchenrechtliche Eigenständigkeit beanspruchen.
Würde dieser Vorschlag sich für Amazonien durchsetzen, könnte er ein Startsignal für eine weitere Dezentralisierung der katholischen Weltkirche werden. Das jetzt noch lockere Amazonas-Netz "Repam" könnte der Ausgangspunkt für eine solche neue Regionalkirche mit besonderem Ritus und eigener Kirchendisziplin werden. Angesichts der vielen unterschiedlichen Ethnien und Sprachen im Amazonas-Gebiet würde die praktische Durchführung allerdings rasch an Grenzen stoßen.
Weniger spektakulär und fast schon konsensfähig war der Vorschlag, die Möglichkeit der Priesterweihe verheirateter Männer ("viri probati") zur Abstimmung zu stellen. Dem Vernehmen nach sprach sich eine deutliche Mehrheit von Rednern für dieses Modell aus.
Im Vatikan und bei den vor allem aus Lateinamerika, USA und Europa angereisten Journalisten, die das Ereignis verfolgen und doch nur wenig Konkretes aus der Synodenaula erfahren, stieg vor der Schlussabstimmung am Samstagnachmittag die Spannung. In einem mehrtägigen Redaktionsmarathon arbeitete am Schluss ein Redaktionsteam unter Führung von Kardinal Hummes fieberhaft an einem Text, dessen einzelne Abschnitte am Samstag zur Abstimmung kommen sollen. Absätze, die eine Zweidrittelmehrheit finden, gelten als angenommen. Nur sie gehen als Votum der Synode an den Papst, und der kann sie sich später in einem päpstlichen Lehrschreiben zu eigen machen.
Erzdiözese Wien, 28.10.2019
Insiderin: Synode erlebte zwischenzeitlich eine Krise
In den letzten Synodentagen sei "viel passiert", besonders nach der Präsentation des Entwurfs für das Schlussdokument, berichtete die Redakteurin. Dieser Erstentwurf sei von manchen Bischöfen als so schlecht empfunden worden, dass manche ernsthaft in den Raum stellten, es wäre besser, gar kein Dokument vorzulegen. Nach den Eingaben und Überarbeitungen - insgesamt gab es 832 Änderungsvorschläge, die noch berücksichtigt werden mussten - seien viele erleichtert über das Endergebnis gewesen.
CNA, 23.20.2019
Wer schreibt das Schlussdokument der Amazonas-Synode?
Die Beauftragten für die Verfassung des Schlussdokumentes in der Synode sind nicht die Mitglieder der Redaktionskommission, welche die Beiträge der Kleingruppen sammelt. Aber was passiert dann - wenn die Mitglieder der Redaktionskommission dieses Dokument nicht vorbereiten? Fragen diesbezüglich bleiben offen.
Kardinal Christoph Schönborn, der von Papst Franziskus persönlich ausgewählt wurde, als Mitglied der Redaktionskommission für das Schlussdokument zu fungieren, wies in der Synoden-Pressekonferenz darauf hin, dass diese Gruppe nicht mit der Erarbeitung des Textes beauftragt ist. Dafür seien der brasilianische Kardinal Claudio Hummes "und sein Team" zuständig.
ACI Prensa sprach einige Bischöfe, die aus der Synodenaula kamen, auf die Zweifel an, die Kardinal Schönborn aufgeworfen hatte. In einem informellen Gespräch im Atrium der Aula sagte der emeritierte Bischof von Xingu, Monsignore Erwin Kräutler, der öffentlich seine Befürwortung für die Weihe von verheirateten Männern und weiblichen Diakonen zum Ausdruck gebracht hatte, dass Kardinal Hummes den Entwurf des Dokuments nicht einmal gelesen habe.
Kurier, 25.10.2019
Vatikan: Amazonien-Synode mit brisanten Themen endet am Sonntag
Bischof Kräutler drängte auf Frauen-Priestertum und Ende des Zölibats / Auch Indigenen-Rechte und Regenwald-Schutz auf Agenda.
Amazonas-Synode stimmt am Samstagnachmittag über Vorschläge ab
Mehrere hundert Änderungsanträge
Die Amazonas-Synode wird am Samstag über ein Abschlussdokument abstimmen. Wie der vatikanische Kommunikationsdirektor Paolo Ruffini mitteilte, werden die einzelnen Absätze des Abschlussdokuments den Synodenvätern Punkt für Punkt vorgelegt.
Deutsche Welle, 26.10.2019
Amazonassynode: Abkehr vom Zölibat, ein bisschen?
Die Amazonassynode geht in die Schlussphase. Dabei wird noch um Ausnahmen vom bisherigen kirchlichen Kurs gerungen. Konservative Kritiker poltern längst.
Süddeutsche, 25.10.2019
Bischofssynode in Rom: Das zölibatäre Priestertum wankt
- Am Samstagabend soll das Abschlussdokument der sogenannten Amazonassynode veröffentlicht werden.
- Noch ist unklar, welche Passagen die nötige Zweidrittelmehrheit bekommen werden.
- Der Text wird erklären, dass der Schutz des Regenwaldes und der Menschen im Amazonasgebiet eine kirchliche Aufgabe ist.
- Er könnte zudem vorschlagen, dass dort erstmals verheiratete und in der Gemeindearbeit bewährte Männer zum Priester geweiht werden. Selbst über eine Weihe für Frauen zur Diakonin soll diskutiert werden.
VaticanNews, 26.10.2019
„Vorsicht vor denen, die nichts ändern wollen“
Ohne den finalen Text der Amazonas-Bischofssynode von diesem Samstag abzuwarten, hat das kirchliche Amazonien-Netzwerk REPAM eine eigene Schlussbotschaft veröffentlicht.
REPAM, 26.10.2019
Presidência da REPAM lança mensagem final sobre o Sínodo
A presidência da Rede Eclesial Pan-Amazônica/REPAM lançou na manhã deste sábado, 26, uma mensagem final sobre o Sínodo Amazônico. Assinado pelo presidente, cardeal Cláudio Hummes, pelo vice-presidente, o cardeal Pedro Barreto, e pelo secretário executivo, Maurício López, o texto destaca alguns dos pontos importantes que foram discutidos na assembleia de Roma, retomando o processo realizado ao longo de quase dois anos, e aponta alguns caminhos a partir da Assembleia Sinodal.
Confira o texto na íntegra:
VaticanNews, 21.10.2019
O "pós-Sínodo" e os projetos na Amazônia brasileira
Ouça as entrevistas com Dorismeire Almeida de Vasconcelos e com Dom Vital Chitolina,bispo de Diamantino, no Mato Grosso.
LifeSiteNews, 22.10.2019
Key Amazon Synod organizer: Final document ‘already written’ but ‘no one knows’ who authored it
In comments to LifeSite outside the Synod Hall on Tuesday evening, Austrian-born Bishop Emeritus Erwin Kräutler of Xingu, Brazil, who is regarded as the principal author of the synod’s controversial working document, or Instrumentum laboris, said the ‘modi,’ or proposals, from the synod’s small working groups are now being “inserted” into the final document for review.