Quelle: O Estado de S.Paulo, 8.4.2010
Eine Verschiebung der Versteigerung von Belo Monte würde wegen der tropischen klimatischen Bedingungen für die Regierung größere Probleme bedeuten. Wird die Trockenzeit verpasst, verliert sie ein weiteres Jahr an Arbeit, wie es bereits im letzten Jahr passiert ist. Ursprünglich war die Auktion für Dezember 2009 geplant, damit die Gewinner während der Regenperiode genügend Zeit gehabt hätten für die Vorbereitungen zum Baubeginn. Damals wurde die Vorlizenz nicht erteilt, wodurch nun alles verzögert ist.
Das Risiko, ein weiteres Jahr zu verlieren, ist durch den Rückzug des Konsortiums Odebrecht und Camargo Corrêa von der Auktion sowie durch die Forderung der Staatsanwaltschaft von Pará, die vom IBAMA erteilte Vorlizenz zu annulieren, wieder gestiegen. Erste Gerüchte nach einer Verschiebung der Versteigerung tauchen bereits auf.
Falls der vorgesehene Plan nicht eingehalten wird, kann das Werk auch nicht ab 2015 Strom liefern und es dürfte zu Probleme bei der nationalen Energieversorgung kommen. Die Erfahrungen der Vergangenheit sind keine guten. 2007 und 2008 war die Regierung infolge fehlender Wasserkraft-Projekte gezwungen, Energie aus thermischen Kraftwerken zu kaufen, teuer und sehr umweltschädlich, um der Nachfrage des Marktes gerecht zu werden.
Daraus folgte eine Veränderung im brasilianischen Energie-Mix hin zu mehr erneuerbarer Energien. Derzeit werden rund 10.000 Megawatt auf diese Weise produziert. Mit dem Kraftwerk Belo Monte, das eine Kapazität von 11.233 MW hat, will die Regierung diesen Trend wieder umkehren. Sollte es aber zu Verzögerungen und Schwierigkeiten bei den Versteigerungen von 13 weiteren Dämmen, die noch für dieses Jahr geplant sind, kommen, werden wohl die mit Öl betriebenen thermischen Kraftwerke wieder eine Hochkonjunktur erleben.
Die Baubranche erwartet von der Bundesregierung, dass sie das Know-how der turbulenten Bietverfahren für die Staudämme am Rio Madeira nutzt, um die bei Belo Monte entstandenen Schwierigkeiten zu überwinden. Experten gehen davon aus, dass die Regierung alle ihre Macht einsetzen wird, um Belo Monte nach Plan umzusetzen. Sie geben aber auch zu bedenken, dass ein Projekt in dieser Größe und mit diesen Auswirkungen nicht nach einem fixen Zeitplan durchführbar ist. Außerdem gehen die Umweltproteste weiter.