Quellen: Diário do Pará, O Globo und Amazônia, 13.4.2010
Fotogalerie vom Prozess auf Diário do Pará
Der Fazendeiro Vitalmiro Bastos de Moura ‚Bida’, als Auftraggeber am Mord der Missionarin Dorothy Stang im Jahr 2005 angeklagt, wurde am Montag (12.4.) vom Geschworenengericht in Belém zu 30 Jahren geschlossener Haft verurteilt.
Der Prozess begann für Bida überraschend, da sein persönlicher Anwalt Eduardo Imbiriba nicht erschienen war und als Vertretung Arnaldo Lopes de Paula geschickt hatte. Dieser forderte erneut eine Verschiebung, da er die Unterlagen nicht hätte aufarbeiten können. Der Richter Raimundo Moisés Flexa lehnte ab und stellte Alex Noronha und Paulo Bonna als öffentliche Verteidiger bei.
Aus den 25 geladenen Personen wurden sieben per Los als Geschworene ausgewählt. Drei davon wurden zunächst von der Verteidigung abgelehnt, was ihr Recht ist.
Bida beteuerte während der gesamten Verhandlung seine Unschuld und behauptete, Dorothy nicht gekannt zu haben. Am Tag der Tat hätte er Anapu, von Altamira kommend, erst um 12 Uhr erreicht, während Dorothy um 7:30 Uhr erschossen wurde. Er gab zu, dass die Pistoleiros Rayfran das Neves Sales und Clodoaldo Batista am Nachmittag zu ihm auf den Landsitz gekommen waren und vom Tod Dorothys berichteten, er hätte sie aber weggeschickt. Der Richter fragte nach den versprochenen 50.000 Reais, die auch vom bereits verurteilten Mittelsmann Tato bestätigt wurden. Doch Bida bestritt und wiederholte, Rayfran und Clodoaldo nie bei sich angestellt zu haben.
Staatsanwalt Edson Souza brachte Zeugen, die Bida als Auftraggeber schwer belasteten. So hatte erst am Tag zuvor ein Treffen der Angeklagten an einem nahegelegenen Fluss stattgefunden. Außerdem würde niemand so etwas ausführen, ohne dafür einen Lohn zu erhalten.
Auch die beiden Pistoleiros und Tato waren als Zeugen geladen, sie schwiegen aber und gaben keine Antwort.
Das Urteil wurde um 23:50 Uhr, nach 15 Stunden Verhandlungen, verkündet. Bida wurde wegen schweren Todschlags mit der Höchststrafe verurteilt. Die sieben Geschworenen, sechs Frauen und ein Mann, gingen davon aus, dass er für den Mord eine Belohnung versprochen und dass das Opfer keine Chance zur Verteidigung hatte.
David Stang, 71-jähriger Bruder von Dorothy, war wieder zum Prozess nach Belém gekommen. „Natürlich ist es ermüdend, wenn es hin und her geht und viele Interessen im Spiel sind. Aber wir hoffen auf einen Sieg der Gerechtigkeit“, sagte er noch während der Verhandlungen.
Vor dem Gerichtsgebäude gab es Mahnwachen und Kundgebungen mit großer Beteiligung: "Ende der Straffreiheit! Wir wollen Gerechtigkeit!"
Siehe auch:
Social Times, 13.4.2010
Mord an Dorothy Stang: 30 Jahre Haft für Großgrundbesitzer
KathPress, 14.4.2010
Mord an Kräutler-Mitarbeiterin: Auftraggeber in 3. Instanz verurteilt