Quelle: CNBB, 8.4.2010 Übersetzung: © PlattformBeloMonte
"Es ist unbestritten, dass Brasilien Qualitätsenergie braucht, aber Belo Monte wird keine saubere und billige Energie liefern, wie die Regierung sagt. Was ist das für eine saubere Energie, die sich auf Tausende von Familien auswirkt, die Krankheiten bringt, den Stausee zum Kippen bringt und die Existenzgrundlage vieler Menschen zerstört? ".
Diese Worte kamen vom Präsident des indigenen Missionsrates (CIMI) und Bischof am Xingu (PA) Dom Erwin Kräutler während der Debatte am 8. April aus dem TV-Sender Rede Vida in Brasília. Die Diskussion hatte das Kraftwerk Belo Monte am Rio Xingu zum Thema und wurde von der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) durch die bischöfliche Kommission für das Amazonasgebiet und den CIMI organisiert.
Der Bischof meinte, man könne nicht über das Kraftwerk diskutieren, ohne vorher über seine tatsächlichen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu sprechen. Dom Erwin berichtete, dass dieses Projekt am Xingu als Teil des Programms der Beschleunigung des Wachstums (PAC) mindestens 30 indigene Völker treffen wird. "Es wird u.a. den Verlust der biologischen Vielfalt und die obligatorische Umsiedlung der ländlichen und städtischen Bevölkerung bedeuten."
Während der gesamten Debatte blieb Dom Erwin gegen den Bau, wie er es seit Beginn der Diskussionen zum Wasserkraftwerk getan hat. Er machte auch einen historischen Überblick über das Ringen gegen Belo Monte. Für ihn steht das Recht der Bevölkerung auf hochwertige Energie außer Frage, aber welche Wege werden eingeschlagen, um dieses Recht zu gewährleisten? Er sagte, die Regierung verschweigt die negativen Aspekte und hebt nur die positiven hervor.
"Ich bin gegen die Art, wie das Projekt durchgesetzt wurde, nämlich mit Autoritarismus und Lobeshymnen auf den Fortschrittsdiskurs der Regierung, der nur Vorteile kennt und Nachteile, die Belo Monte bringen wird, ausklammert. Etwa 30 Tausend Menschen werden von dort vergleichbar mit einem Fußtritt vertrieben und niemand weiß wohin. Dieses Werk wird der größte jemals dagewesene Angriff auf Amazonien sein", sagte er.
Der Präsident des Energieforschungsunternehmens (EPE), Maurício Tolmasquim, wiederum sagte, dass das Projekt Belo Monte seit seiner Entstehung in den 1980er Jahren große Veränderungen erfahren hat. So sei der Plan von sechs Kraftwerken in der Region aufgegeben worden. "Die Industrie hat auf fünf Kraftwerke verzichtet, die sehr fehlen werden, aber es war eine Entscheidung zugunsten der Umwelt", sagte er.
Im Vergleich mit anderen Formen der Energiegewinnung betrachtete er auch die wirtschaftliche Seite und betonte, dass die Produktionskosten für die Energie aus Belo Monte nur die Hälfte ausmachen würde. "Im Fall von Belo Monte werden die Kosten pro Megawattstunde (MWh) R$ 83,00 (ca. € 35,00) betragen, im Gegensatz zu R$ 145,00 für thermoelektrische und R$ 145,00 bis R$ 150,00 für Kernenergie." Er betonte auch, dass die Energie aus Wasserkraft durch Windkraftanlagen oder durch Energiegewinnung aus den Abfällen von Zuckerrohr ergänzt werden können.
Bezüglich der Umweltzerstörung argumentierte er, dass die Anlage von Belo Monte 10 mal weniger Fläche als im nationalen Durchschnitt überfluten wird. "In der Regel werden in Brasilien für jede MW Stromleistung im Durchschnitt eine Flächen von 0,5 Quadratkilometer überflutet. Im Fall von Belo Monte wären es jedoch nur 0,05 Quadratkilometer, also 10 mal weniger als der nationale Durchschnitt. Eine außergewöhnlich niedrige Belastung", bekräftigte er.
Tolmasquim sagte auch, dass der Gewinner der Auktion 3 Milliarden Reais in Umweltschutzprogramme und soziale Verbesserungen für die lokale Bevölkerung investieren muss. Außerdem soll der Steuerertrag aus dem Werk 19 mal größer sein als alle bisherigen Einahmen des Bundesstaates, gab er zu bedenken. „Diese Ressourcen brach daliegen zu lassen ist nur schwer zu verstehen".
Für Francisco Hernandez, Forscher an der Universität São Paulo (USP), der auch an der Debatte teilnahm, ist das Thema sehr umstritten, handelt es sich doch um das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, nach dem Drei-Schluchten-Damm in China und Itaipu. Er sei wegen mehrerer gravierender Mängel zu dem Schluss kommen, dass Belo Monte nicht durchführbar ist und aufgegeben werden sollte. "Als Ingenieur der Elektrotechnik kenne ich die Bedeutung der Energieerzeugung, aber ich bin dagegen, weil die dadurch entstehenden Folgen katastrophal sein werden", beklagte er. Weiters äußerte er Bedenken wegen der Reduzierung des Wasservolumens in der ‚Großen Kurve des Xingu’ um drei Viertel und wegen der Flutung von insgesamt 516 km2. "Durch die Verlegung des Xingu auf einer Länge von 100 bis 120 km weg vom ursprünglichen Flussverlauf ist dies ein beispielloses Projekt, das der lokalen Bevölkerung schaden wird", meinte er. Die Auktion für das Projekt Belo Monte ist für den 20. April geplant.
An der Debatte, die live über Rede Vida de Televisão ausgestrahlt wurde, nahmen teil:
Dom Erwin Kräutler, Präsident vom CIMI und Bischof am Xingu,
Francisco Hernandez, Forscher der Elektrotechnik an der Universität São Paulo (USP),
Pedro Alberto Bignelli, Direktor der Lizenzierung durch IBAMA,
Maurício Tolmasquim, Präsident des Energieforschungsunternehmens (EPE),
als Moderator der Journalist Beto Almeida.