Donnerstag, 22. April 2010

Indios vom Xingu sagen Nein zu Belo Monte


Quelle: XinguVivo, 22.4.2010

Offener Brief der indigenen Völker am Xingu

Wir indigenen Völker am Xingu streiten hier für unser Volk, unsere Gebiete und kämpfen auch für die Zukunft der Erde.

Präsident Lula sagte letzte Woche, er kümmere sich um die Indios und um Amazonien, aber er will nicht, dass sich ausländische NGOs gegen Belo Monte äußern. Wir sind keine internationalen NGOs.

Wir, 62 indigene Vertreter der Aldeias Bacajá, Mrotidjam, Kararaô, Terra-Wanga, Boa Vista Km 17, Tukamã, Kapoto, Moikarako, Aykre, Kiketrum, Potikro, Tukaia, Mentutire, Omekrankum, Cakamkubem und Pokaimone haben schon viele Invasionen und Bedrohungen erlebt. Als die Portugiesen nach Brasilien kamen, waren wir bereits da. Viele von uns starben, haben große Territorien und viele Rechte sowie kulturelle Ausdrucksformen verloren. Einige Völker wurden völlig ausgelöscht. Der Wald versorgt uns mit Fleisch, der Fluss ist unser Markt. Hände weg vom Xingu! Lasst unsere Aldeias und unsere Kinder in Ruhe, damit sie in unserer Kultur aufwachsen können.

Wir sind gegen das Wasserkraftwerk Belo Monte, denn das Projekt bedeutet noch mehr Zerstörung für unsere Region. Wir denken nicht nur an den Ort, wo es gebaut werden soll, sondern an die künftige Zerstörung durch das Kraftwerk; mehr Firmen, mehr Fazendas, mehr Invasionen in Gebiete, mehr Konflikte und danach weitere Kraftwerke. So wie der Weiße vorgeht, wird alles sehr schnell zerstört. Und wir fragen: was will die Regierung noch alles? Warum noch mehr Energie, die so viel Zerstörung verursacht?

Wir haben schon viele Versammlungen und große Treffen gegen Belo Monte organisiert, etwa 1989 und 2008 in Altamira (Pará) und 2009 in der Aldeia Piaraçu, an denen viele unserer Vertreter teilnahmen. Wir haben Präsident Lula gesagt, dass wir Belo Monte nicht wollen, und er versprach uns, dieses Kraftwerk nicht auf Biegen und Brechen durchzusetzen. Wir diskutierten mit Eletronorte und Eletrobrás, mit der FUNAI und dem IBAMA. Wir warnten die Regierung, dass es Krieg geben werde, sollte der Staudamm gebaut werden. Die Regierung hat unsere Botschaft nicht verstanden und provoziert die indigenen Völker mit der Aussage, das Kraftwerk werde auf jeden Fall gebaut. Wenn Präsident Lula das sagt, beweist er sein geringes Interesse an den Forderungen der indigenen Völker und dass er unsere Rechte nicht kennt. Die Versteigerung von Belo Monte in der Woche der indigenen Völker anzusetzen ist ein Beispiel für fehlenden Respekt.

Darum laden wir indigene Völker der Region am Xingu erneut James Cameron und sein Team, sowie Vertreter der Bewegung Der Xingu soll für immer leben (die Bewegung der Frauen, ISA, CIMI, Amazon Watch und andere Organisationen) ein. Sie sollen uns unterstützen, damit unsere Botschaft in der ganzen Welt und bei den Brasilianern, die uns nicht kennen und nicht wissen, was am Xingu passiert, bekannt wird. Wir sprechen diese Einladung aus, im Wissen, dass es vielerorts in Brasilien und im Ausland Menschen gibt, die uns unterstützen, die indigenen Völker und die Territorien unserer Völker zu schützen. Diese Menschen sind uns herzlich willkommen.

Wir streiten hier für unser Volk, für unsere Gebiete, unsere Wälder, unsere Flüsse, unsere Kinder und zu Ehren unserer Vorfahren. Gleichzeitig kämpfen wir auch für die Zukunft der Erde, denn wir wissen, dass diese Wälder nicht nur uns Indios Vorteile bringen, sondern auch dem Volk von Brasilien und der ganze Welt. Wir wissen auch, dass ohne diese Wälder viele unserer Völker noch mehr leiden werden, denn sie leiden schon jetzt unter der bisherigen Zerstörung. Denn alles ist verbunden, wie die Blutsbande eine Familie eint.

Die Welt muss erfahren, was ist hier geschieht: die Zerstörung der Wälder und der indigenen Völker wird die ganze Welt zerstören. Deshalb lehnen wir Belo Monte ab. Belo Monte bedeutet die Zerstörung unseres Volkes.

Wir sind bereit, stark und ausdauernd im Einsatz und erinnern an einen Brief, den ein nordamerikanischer Blutsbruder vor langer Zeit an den Präsidenten schrieb: „Erst wenn der weiße Mann alle Wälder zerstört, alle Fische und Tiere getötet und alle Flüsse vernichtet hat, wird er merken, dass man von Geld nicht leben kann.“

Kazike Bet Kamati Kayapó
Kazike Raoni Kayapó
Yakareti Juruna
für die 62 indigenen Vertreter